memorandum
William "Count" Basie wäre heute 100 Jahre alt geworden. Er wurde am 21.August 1904 in Red Bank, New Jersey geboren.
Schade, dass ein Großteil seiner Aufnahmen in so hundsmiserabler Qualität (ja, das kann auch charmant sein) vorliegen. Lese gerade ein Buch über Jazz aus den 60ern; hier ein kleiner Auszug
"Vielleicht ist die rhythmische Exaktheit aller Bewegungen, aller Schreie und aller gesanglichen Äusserungen in solchen Gottesdiensten ein Schlüssel für die rhythmische Vielschichtigkeit des musikalischen Geschehens in einer Jazzband. Die von den Experten der europäischen sinfonischen Musik immer wieder als unfasslich bezeichnete Fähigkeit der Jazz-Schlagzeuger, sechs und mehr Rhythmen zur gleichen Zeit schlagen zu können, die aber im gleichen Augenblick verlorengeht, in dem man sie bittet, die Rhythmen zu analysieren, scheint in die Tiefenschichten des Kultes und der Gottesdienste zurückzuweisen.
Auch die Sicherheit, mit der jeder einzelne Solist der großen farbigen Swing-Orchester, wie etwa der Count-Basie-Band, nicht vor dem Gesichtspunkt europäischer Präzision her, sondern aus einem ursprünglichen Empfinden für rhythmische Spannungen und Vielschichtigkeiten haargenau im richtigen Bruchteil vor dem Takt oder nach dem Takt einsetzt und akzentuiert, ist in der komplexen Rhythmik der Negerkirchen vorgebildet. In der Negerkirche wie im Basie-Orchester entsteht so der Eindruck der Übereinstimmung von größtmöglicher Gelöstheit und höchstmöglicher Anspannung.Das Ruf- und Antwort-Prinzip ist bis in die modernsten Jazz-Spielweisen hinein als tragendes Fundament erhalten geblieben."
Jazz.Gesicht einer Musik; Schmidt-Joos 1961
oder etwas zeitgenössischer:
"Wieso eigentlich Count, den Typ hätte man nach irgendeinem maßgeblichen Gott nennen sollen. Obwohl ... betrachtet man die Eleganz, die sich durch William "Count" Basies gesamte Musik zieht, ist der Titel doch passend. Zumindest ist kein so charmanter Gott bekannt. Die Ideen des Count sind so dermaßen der Inbegriff von Swing, dass es kein Wunder ist, dass er maßgeblich an der Jazz-Geschichtsschreibung beteiligt war. Am bekanntesten ist er sicherlich durch seine Arbeiten als Komponist, Arrangeur und Leiter der Basie Band, bei deren Anhören man entweder taub oder tot sein muss, um von ihr nicht freudig erregt frontal umgeblasen zu werden. "
Schade, dass ein Großteil seiner Aufnahmen in so hundsmiserabler Qualität (ja, das kann auch charmant sein) vorliegen. Lese gerade ein Buch über Jazz aus den 60ern; hier ein kleiner Auszug
"Vielleicht ist die rhythmische Exaktheit aller Bewegungen, aller Schreie und aller gesanglichen Äusserungen in solchen Gottesdiensten ein Schlüssel für die rhythmische Vielschichtigkeit des musikalischen Geschehens in einer Jazzband. Die von den Experten der europäischen sinfonischen Musik immer wieder als unfasslich bezeichnete Fähigkeit der Jazz-Schlagzeuger, sechs und mehr Rhythmen zur gleichen Zeit schlagen zu können, die aber im gleichen Augenblick verlorengeht, in dem man sie bittet, die Rhythmen zu analysieren, scheint in die Tiefenschichten des Kultes und der Gottesdienste zurückzuweisen.
Auch die Sicherheit, mit der jeder einzelne Solist der großen farbigen Swing-Orchester, wie etwa der Count-Basie-Band, nicht vor dem Gesichtspunkt europäischer Präzision her, sondern aus einem ursprünglichen Empfinden für rhythmische Spannungen und Vielschichtigkeiten haargenau im richtigen Bruchteil vor dem Takt oder nach dem Takt einsetzt und akzentuiert, ist in der komplexen Rhythmik der Negerkirchen vorgebildet. In der Negerkirche wie im Basie-Orchester entsteht so der Eindruck der Übereinstimmung von größtmöglicher Gelöstheit und höchstmöglicher Anspannung.Das Ruf- und Antwort-Prinzip ist bis in die modernsten Jazz-Spielweisen hinein als tragendes Fundament erhalten geblieben."
Jazz.Gesicht einer Musik; Schmidt-Joos 1961
oder etwas zeitgenössischer:
"Wieso eigentlich Count, den Typ hätte man nach irgendeinem maßgeblichen Gott nennen sollen. Obwohl ... betrachtet man die Eleganz, die sich durch William "Count" Basies gesamte Musik zieht, ist der Titel doch passend. Zumindest ist kein so charmanter Gott bekannt. Die Ideen des Count sind so dermaßen der Inbegriff von Swing, dass es kein Wunder ist, dass er maßgeblich an der Jazz-Geschichtsschreibung beteiligt war. Am bekanntesten ist er sicherlich durch seine Arbeiten als Komponist, Arrangeur und Leiter der Basie Band, bei deren Anhören man entweder taub oder tot sein muss, um von ihr nicht freudig erregt frontal umgeblasen zu werden. "
Tose - 21. Aug, 13:08